Drei Rückmeldungen zum DHS-HERBSTSEMINAR 2005 und Online-Tagebuch zu diesem Seminar (Danke an Verena und Dagmar für die Bereitstellung der Fotos, IR).

Thema: ...meine vielen Gesichter

von Christine Schiffer, Erkrath

Da hatte mich Anne doch angesprochen, ob ich Lust hätte, einige Zeilen über das HERBSTSEMINAR aufs Papier zu bringen. Ich als Schriftsteller – entsprechend zum Seminarthema – noch ein Gesicht.

Der obligatorische Ausflug beim Seminar ging, für die am Donnerstag schon angereisten, am Freitagmorgen per Schiff nach Linz, mit genügend Aufenthalt, das Städtchen zu besichtigen. Zwischendurch traf sich ein großer Teil zum Mittagessen in einem vorher abgestimmten Restaurant– doch das ist alles schon wieder eine andere schöne Geschichte.

Das Buch zum Thema hatte ich nicht gelesen und die Schriftstellerin selber ist mir auch nicht so geläufig, wie der Simmel oder der Kästner. Es ging ja auch nicht um Bücher, sondern um uns, uns Anwesende und das was wir sind, was wir empfinden, um unser Inneres: „Ich bin".

Als Dozenten der Ingard (Prof. Langer), manch einem, der letztes Jahr dabei war, auch bekannt vom Herbstseminar 2004. Oliver war in diesem Jahr verhindert. Dafür hatten wir „lebhaften" Ersatz durch Peter (Dieler) aus Bad Berleburg - selber auch so ein nettes Schlappohr. Die Dozenten kannten sich also mit uns „Schlappohren" schon richtig gut aus. Da brauchten wir keine Aufklärungsarbeit zu leisten.

Käthe und Martina waren wieder da mit ihren fliegenden Händen und dolmetschten, dass die Luft rauschte. Monika saß vor der Tastatur und ratterte sich was ab. Also – was die immer alles mitbekommt so als „Normalhörende" – echt erschreckend viel – vor allem auch die Zwischenrufe, die uns immer wieder alle zum Lachen brachten.

Die Technik funktionierte und so konnte jeder mithören und dadurch auch voll mitmachen, besonders, nachdem der Sprecher dann immer neben Käthe oder Marina stand.

Es gab sehr viel Gruppenarbeit, die von jedem den vollen Einsatz forderte. Wenn ich so bedenke, es ist gar nicht leicht, sein Wesen für andere zu öffnen und im Endeffekt – so ist es doch, über Hoffnungen, Träume und Wünsche zu sprechen. Wer bin ich. Wie sehe ich mich.

Der Freitagabend startet dann mit der allgemeinen Vorstellungsrunde und den Erwartungen jedes Einzelnen zum und vom Seminar.

Es wurde noch kurz was vorgelesen aus dem Buch: Meine vielen Gesichter. Jeder erhielt eine Kopie, damit wir es noch einfacher hatten und auch was für daheim mitnehmen konnten.

Damit war der Freitag dann auch schon erledigt – und wir auch – vom Ganz-Tagesausflug bei dem wunderbaren Wetter, wo schon so viel erzählt und gehört wurde und der Seminareinführung.

Am nächsten Morgen ging es dann nach dem Frühstück voll weiter. Vorwiegend wurden die einzelnen Schritte in Gruppen erarbeitet. Anschließend konnte, wer wollte, sich auch vor der gesamten Mannschaft dazu äußern.

Über Regeln, Vorbilder und Spiegelbilder

Welche Regeln habe ich mal als Kind/Heranwachsender mit auf den Weg bekommen? Auch damit hatten wir uns auseinanderzusetzen und mussten uns darin versuchen, was von diesen Regeln/Vorschriften aus alten Tagen heute noch in unserem Leben Bestand hat.

Was hat sich verändert seit der Kindheit? Die Begriffe wie „negativ" oder „positiv", „gut" oder „schlecht", konnten wir anhand von Personen, die uns als Vorbild dienen oder als abschreckendes Beispiel testen.

Gibt es nicht auch Situationen, in denen die schlechten Eigenschaften, die wir bei anderen Menschen so rigoros ablehnen, von uns bewusst auch eingesetzt werden?

Erschreckende Erkenntnis – ja, das machen wir ja auch. Das Spiegelbild klappte auch mit den so genannten „guten" Eigenschaften.

Kein gut – kein schlecht. Alles austauschbar. Keine Wertung der Sachen, weil ich halt eben auch stinkwütend sein kann und darf.

Jeder zeigte uns sein  „sicheres" Gesicht, seine Seiten, mit denen er oder sie im Leben bisher am besten gefahren ist.

Anderseits trauten wir uns dann auch, die für uns selber nicht so sichere Seite allen Anwesenden auch zu zeigen. Zu zeigen deshalb, weil wir diese zwei Gesichter auf Karten offen vor uns hinhielten und anschließend mit verschiedenen ausgesuchten Gesprächspartnern jeweils im Vier-Augen-Prinzip besprechen konnten. Was waren wir alle mutig. Keiner hat gekniffen.

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