(Impressionen eines Schlappohrs: Es fehlt jeglicher Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität)

von Dagmar Terporten, Brügge

Das HERBSTSEMINAR in Königswinter war anders und wieder eine wichtige und wohltuende Erfahrung. Die beiden Seminare, die ich in 2004 (Hedersleben) und 2005 (Königswinter) besucht hatte, haben meinen Kopf angesprochen und für mich erstaunliche Erkenntnisse bewirkt. Was hat Königswinter gebracht?

Die Leute

Das Tagungshaus

Kannte es bereits und fühlte mich sofort wieder wie zu Hause. Zimmer, Essen, Personal, aber vor allen Dingen die traumhafte Lage direkt am Rhein – wunderbar.

Unsere Gebärden- und Schriftdolmetscher

Wenn ich Monika, Käthe und Martina sehe – egal ob auf dem Kirchentag in Köln oder auf dem Herbstseminar – geht es mir schon gut. Unsere beiden Gebärdendolmetscher strahlen Ruhe und Zuverlässigkeit aus. Na, und Monikas Kommentare, wenn sie Zeit hat, sie beim Schreiben einzufügen, sind einfach klasse und manchmal richtig schön frech... aber zutreffend. Wenn sie verschmitzt lächelnd in die Tastatur haut, merkt man gar nicht, welchen anstrengenden Job sie – natürlich ebenso wie Käthe und Martina – hat.

Das Wetter

Blauer Himmel, strahlende Sonne, angenehm warm – ich wusste schon gar nicht mehr, dass es so etwas gibt. Ich glaube, Sommerwetter nennt man das.

Der Lacher des Seminars

Gelacht wurde glücklicherweise viel und herzlich während der drei Tage.

Aber der Kracher war folgende Szene: Es wurde das Erlebnis eines Schlappohrs von einigen Teilnehmern „nachgebaut". Eine Verstorbene liegt – Schneewittchen gleich – auf dem Boden, die Augen geschlossen, die Hände gefaltet. Die Trauernden knien in einer Gruppe um sie herum, abseits eine trauernde Frau, ausgegrenzt von den Anderen. Der Theaterpädagoge hält abwechselnd den Personen das Mikro vor, damit sie ihre Gefühle kurz schildern. Zuletzt der lieben Verstorbenen. Da kam er aber schlecht an. „Ich bin am sterben." beschied sie kurz. – Na, das konnte man ja gut nachvollziehen, wer erzählt dann auch noch viel...


Der Festabend

Als ich den Saal betrat - den Empfang konnte ich wegen einer Kostümprobe (als Mitläuferin für Marions tollen Bauchtanz) leider nicht miterleben - kam mir Wärme und Fröhlichkeit entgegen. Mit bestimmt nicht unendlichem Budget hatte der Vorstand es geschafft, in lockerer Runde mit schmissiger Musik eine Wohlfühlstimmung herbeizuzaubern.

Bei Käthes engagierter Rede – sie gehört ja zu den Müttern und Vätern der DHS - gab es lustige, wissenswerte Histörchen für die Newcomer, aber auch einen Augenblick, in dem ich dachte, fang bloß nicht an zu heulen! Hab ich auch nicht.

Die eine oder andere Rede, ja vor allen Dingen die eine, war ziemlich lang geraten. Aber auch die längste Rede geht einmal zu Ende.

Wunderbare Programmpunkte durch engagierte Schlappohren:

* klassischer Tanz,

* Humorvolles zum Thema der Hörbehinderung,

* Bauchtanz

– Sind das die betulichen Omas und Opas, die ich mir früher als Mitglieder einer Schwerhörigenselbsthilfegruppe vorgestellt hatte???

Die Mitgliederversammlung

Es war ganz wichtig mitzubekommen, was der Vorstand so alles im Laufe eines Jahres für die DHS unternommen hat.

Von den juristischen Feinheiten her ist er noch nicht einsame Spitze, aber er wurde dann mit Bravour von Uwe auf den rechten Weg gebracht und nahm die neue Erkenntnis überrascht, aber auch dankbar an. Frei nach Karl Valentin (Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit): Ehrenamtliche Arbeit im Vorstand macht Freude, ist aber auch ganz schön anstrengend.

Es missfiel mir jedoch die Schärfe in einem ansonsten nicht ganz unbegründeten Antrag eines Mitglieds. Und nicht nur mir...

Der Vorstand

Annes Fehlen in den letzten Monaten der Planungsphase war sicherlich eine Herausforderung für den neuen Vorstand, aber er hat mit BRAVOUR das HERBSTSEMINAR über die Bühne gebracht.

Runde zum FORUM

Unser wichtiges Medium, das immer sehnsüchtig erwartete FORUM, braucht dringend Einsendungen, Berichte, Infos der Mitglieder, um nicht schwindsüchtig zu werden. Anne, die mit ihrem Charme die Leutchen zur Mitarbeit auffordert, animiert, inspiriert – wie auch immer, fehlt auch hier sehr. Aber wir werden es ihr zeigen... Anne, es geht auch ohne Dich, jawohl! – allerdings nicht so gut. So müssen wir uns mit einer abgespeckten Ausgabe des FORUMS zufrieden geben, aber darunter muss nicht unbedingt die Qualität und die Lebhaftigkeit dieser „Vereinsschrift" leiden.


Annes Kommen

Liebe Anne, Du kannst Dir nicht vorstellen, wie schön es war, Dich in Königswinter wiederzusehen! Da ich von Dir nichts hörte/las, war mir ziemlich klar, es geht Anne nicht gut. Beim Seminar hörte ich, Du würdest wohl nicht kommen. Das konnte ich gut nachvollziehen. Wenn man sich schlapp fühlt, in eine große Gruppe hineinkommt, dort ungewollt im Mittelpunkt steht, dreißig Leute am Hals hängen hat, die fragen, wie es einem geht, zieht man wohl die Ruhe der eigenen Wohnung vor. Andererseits war das Seminar, der Festabend „Dein Kind", auch wenn die letzten organisatorischen Maßnahmen bestens vom neuen Vorstand fortgeführt wurden.

Auf einmal dann die Nachricht: Anne kommt!

Ja, dann warst Du da, schmal, ein wenig abgespannt, aber auch ein wenig froh. Das konnte man glücklicherweise auch sehen. Wie Du so sagtest, ¾ Stunde von Königswinter entfernt und nicht dabei sein können (Herbstseminar), da konnte ich gut nachvollziehen, warum Du diesen Kraftakt auf Dich genommen hattest.

Ich weiß nicht, ob ich in ähnlicher Lage dies so gut gepackt hätte wie Du. Chapeau – wie Du gerne zu Anderen voller Achtung sagst.

Die Workshops

Der Workshop mit Erika leider sehr voll, da wäre eine Beschränkung auf 10 – 12 Teilnehmer besser gewesen, damit sie ihr ursprünglich geplantes Konzept hätte umsetzen können.

LBG mit Lorenz war sehr gut. Er hat mich nach vier Jahren (wir kennen uns von Rendsburg!) mit Namen begrüßt, ich war platt! Und hocherfreut...

Der Aufbau des Schnupperangebots LBG war sehr gut, seine Gebärden fließend und ansprechend, der Umgang mit uns unbedarften Teilnehmern aufbauend und ermutigend. Hoffentlich kann ich doch einmal einen Kursus bei ihm machen.

Der Theaterworkshop: Zuerst war ich etwas verklemmt, gehemmt bei den Lockerungsübungen. Allerdings die Anderen auch. Dann ging aber die Post ab. Es wurde gerannt, gehüpft, gegackert, gejohlt ... Die selbst erdachten Spielszenen am Nachmittag waren einfach locker, weil wir mutig und unaufgeregt ins Thema einstiegen. Das war die Quintessenz für mich: Nicht immer mit dem Kopf alles analysieren, einiges auf sich zukommen lassen und darauf spontan reagieren, es wird schon, auch wenn es anders wird als geplant. Mutiger werden, Fehler zulassen, passiert schon nix.

Das konnte ich aber schon am Festabend üben. Dort hatte die LBG-Truppe eine kleine Aufführung. Mir unterliefen Fehler beim Gebärden (armer Lorenz) und es hat mir so gut wie nichts ausgemacht. Sogar vor unserem „Auftritt" waren mir drohende Fehler wurscht. Es saßen doch lauter nette Schlappohren im Saal, es war völlig unbedeutend, ob die „Show" reibungslos über die Bühne ging, es war nur wichtig, miteinander Freude zu haben.

Das wäre mir vor ein paar Jahren nicht passiert. Erstens hätte ich vorher so lange geübt, bis alles im Schlaf ablief, zweitens hätte ich mich nachher bei einem Fehler fürchterlich über mich geärgert. Es wird besser mit meiner manchmal starren Erwartungshaltung.

Der Theaterworkshop hat mich wieder ein kleines Stück in diese Richtung gebracht. Danke Anne, Barbara Lehmann oder wer auch immer die Idee dazu hatte, das war klasse.

Fazit: Es kann durchaus sein, dass man etwas verbessern könnte, mir fällt aber absolut nichts ein, weil ich einfach rundum zufrieden, glücklich, entspannt nach Hause fuhr.

Danke Leute, es war wunderbar!