Wer leistet individuelle Beratung?

Die Begegnung mit meiner damaligen HNO-Ärztin verlief recht kurz. Sie stellte mir die Diagnose, dass man da nicht viel machen könnte. Eine Verkalkung der Gehörknöchelchen ist Veranlagungssache, hieß es. Vielleicht könnte man zu einem späteren Zeitpunkt operieren, aber erst im fortgeschrittenen Stadium. Natürlich war ich im ersten Moment niedergeschlagen. Hinzu kamen auch noch erste Anzeichen von Tinnitus.

Ich fühlte mich in dieser Situation allein gelassen. Die Beratung durch empfand ich als sehr unbefriedigend, und so begab ich mich selbst auf die Suche. Aber wonach? Ich besorgte mir Literatur, insbesondere zum Thema Tinnitus. Über verschiedene Kontakte gelangte ich an die Uni-Klinik Magdeburg, wo ich 1999 die erste Stapes-OP machen ließ. 2004 folgte dann das andere Ohr, an der Uni-Klinik in Dresden.

In dieser Zeit habe ich mehrere HNO-Ärzte „ausprobiert“, meistens war ich unzufrieden. Damit meine ich nicht die fachliche Kompetenz der Ärzte. Was fehlte, war die individuelle Beratung, das Eingehen auf die persönliche Situation. Denn für mich war eine neue Lebenssituation entstanden. Es konnte zwar niemand meine Krankheit sehen, aber für mich wurde es schwieriger, mein Umfeld wahrzunehmen und kommunikativ zu bleiben.

Und, wie wirkte sich das auf Familie und Beruf aus? Die Zeit zwischen 1999 und 2004 war sehr schwierig für mich, denn die Erkenntnis, schwerhörig zu sein, war bei mir noch nicht angekommen. Oder anders gesagt, ich hatte die Krankheit noch nicht akzeptiert.


Auch in der Familie gehörte Schwerhörigkeit zum Altsein. Ich hörte oft: Gib Dir doch mal Mühe…!  Unter Kollegen suchte ich nur noch das Gespräch, wenn ich mir sicher sein konnte, dass wir relativ ungestört waren, und abends beim Bier lachte ich laut über die Witze mit, ohne sie nur ansatzweise verstanden zu haben. Die Isolation drohte, und die innere Unzufriedenheit wuchs.

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