Mit dem CI bei der Arbeit

Nach sechs Wochen musste ich wieder in die Arbeit. Das war am Anfang ein Tasten und Raten, aber ich konnte die Kollegen schon gut verstehen. Hören konnte ich sie schon von größeren Entfernungen, aber mit dem Verstehen klappte es noch nicht so gut und ich brauchte das Absehen dazu. Ich konnte aber schon einer Unterhaltung viel entspannter folgen als vorher mit dem Hörgerät. Ich konnte mich auch schon an einem Gespräch mit mehr Personen beteiligen und mit der Micro-Port-Anlage habe ich an einer Besprechung teilgenommen, deren Inhalt ich gut folgen konnte.

Eine sehr gute Logopädin, die viel von der Hörbehinderung und dem CI versteht, hatte ich inzwischen auch gefunden.

Die neue Anpassung hat mir das ACE Sprachkodierungsprogramm beschert. Vorher habe ich nur mit dem Speak-Programm gehört . ACE war zunächst sehr gewöhnungsbedürftig. Indirekte Sprache verstand ich ziemlich gut, also z. B. im Fernsehen oder wenn ich Hörbücher oder auch Musik hörte. Nur leider klappte das mit der direkten Sprache wieder mal zuletzt. Immer, wenn es nicht so wichtig war, dass ich etwas verstand, schaltete ich mein ACE-Programm an, um zu üben, und eines Tages klappte es. Mit ACE höre ich höher und deshalb anfangs auch unangenehmer, aber verstehe damit besser und bekomme mehr Umweltgeräusche mit als mit Speak.

Inzwischen wechselte ich in eine neue Arbeitsstelle in der Buchhaltung und musste mir viele Erklärungen anhören. Das war sehr anstrengend. Aber mit dem CI klappte das wirklich ziemlich gut. Es war schon so, dass ich den Kollegen, der mich anlernte, wenigstens kurze Zeit auch verstand, während ich in den Bildschirm schaute, um das, was er erklärte, gleich umzusetzen. Das war vorher undenkbar. Die Kollegen bemühen sich auch sehr, damit ich sie verstehe.

Am Büroleben kann ich inzwischen viel besser teilnehmen. Wenn die Kollegin, die neben mir sitzt, da ist, dann klappt das gut, weil ich durch sie und das, was sie sagt, meist gut am Ball bin darüber, was gesprochen wird. Ich kann reagieren und auch schlagfertiger sein. Aber ich brauche immer noch viel Unterstützung von den Gesprächspartnern, wenn sie sprechen. Nach wie vor habe ich Probleme, wenn sich viele gleichzeitig an einem Gespräch beteiligen und die Unterhaltung undiszipliniert ist, was bei Unterhaltungen normal ist, für mich aber schwierig zu verfolgen. In solchen Situationen bin ich zwar nicht mehr unter einer Käseglocke, wie vorher, ich bekomme schon einiges mit, aber es ist doch sehr anstrengend.

Durch das CI bekomme ich viel mehr von der Atmosphäre um mich herum mit und bin entspannter. Ich höre nach wie vor schlecht und das wird auch immer so bleiben. Die Frusterlebnisse sind aber nicht mehr so allgegenwärtig und werden von immer mehr positiven Kommunikations- und Hörerlebnissen abgelöst.

Da fällt mir gerade der Vogel ein, der im Sommer vor dem Fenster ein göttliches Lied sang.... Solche Momente wünsche ich jedem und jeder, die sich auf das Abenteuer CI einlassen, dann lohnt sich die Mühe bestimmt.

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